Von Obstkorb bis Gehaltserhöhung: Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung

Je nach Organisation und Stellenprofil rechnet man damit, dass die Kündigung eines Mitarbeiters ein Unternehmen im Schnitt zwei bis fünf Monatsgehälter kostet - rechnet man die Kosten der “inneren Kündigung” ein, sogar oft mehr.  

Guter Ersatz ist zudem je nach Stelle nicht leicht zu finden und dabei oft teurer als die Ursprungsbesetzung. 

Umso wichtiger ist es, den Fokus auf Mitarbeiterbindung zu setzen und gute Mitarbeiter glücklich und motiviert im Unternehmen zu halten. Doch wie? 

Die sechs Säulen der Mitarbeiterbindung

Sprechen wir von Mitarbeiterbindung, denken wir oft zuerst an monetäre Maßnahmen, etwa Gehaltserhöhungen. Dabei ist der finanzielle Aspekt nur einer von vielen, wenn es um ein motiviertes, loyales und glückliches Team geht. Die verschiedenen Maßnahmen und Rahmenbedingungen lassen sich sehr gut in einem Modell darstellen, den sechs Säulen der Mitarbeiterbindung. 

Die sechs Säulen der Mitarbeiterbindung

1. Arbeitsumfeld und Organisation

Diese erste Säule ist noch beinahe selbsterklärend: In einem angenehmen Arbeitsumfeld lässt es sich besser arbeiten. Wer sich im Büro wohlfühlt, geht lieber hin (und wer lieber zuhause arbeitet und im Home-Office bleiben darf, ist dort vielleicht sogar produktiver als im Büro). 

Das Arbeitsumfeld lässt sich schon mit einfachen Maßnahmen beeinflussen, zum Beispiel: 

  • Professionelles & neues Equipment

    Braucht der Rechner morgens 5 Minuten zum hochfahren und raucht zwischendurch immer wieder ab, macht das nicht nur keinen Spaß, sondern kostet gleichzeitig eine Menge Zeit, Nerven und Geld. Es macht also Sinn, Mitarbeiter mit dem passenden Equipment auszustatten. Was ist passend und angemessen? Wenn möglich, sollten das die Mitarbeiter selbst entscheiden dürfen!

  • Kostenlose Verpflegung

    Von der Kantine bis zum klassischen Obstkorb geht das Angebot hier weit auseinander. Unser Tipp: Fragt eure Teams, was sie sich wünschen! Für die einen rettet der Obstkorb das gesunde Frühstück, die anderen sind mit dem Schokoriegel zur Nervennahrung besser bedient.

  • Flexible Arbeitszeiten und Home-Office

    Spätestens die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass Produktivität nicht zwingend damit zusammenhängt, von wo gearbeitet wird. Flexibilität wird Arbeitnehmenden zunehmend wichtiger - nicht nur, was den Arbeitsort, sondern auch, was die Arbeitszeit betrifft. Gleitzeit, die Möglichkeit auf Teilzeit und gegebenenfalls sogar Job-Sharing stehen also höher im Kurs, denn je! 

2. Weiterentwicklung und Aufstiegsmöglichkeiten

Fehlende Aufstiegschancen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind nicht zuletzt für junge Mitarbeiter oft ein Kündigungsgrund. Dabei ist es oft gar nicht schwer, dem Wunsch nach Weiterbildung und Weiterentwicklung entgegenzukommen - und es muss auch nicht immer direkt eine Beförderung sein:

  • Seminare, Konferenzen und Zusatzqualifikationen

    Eine gute Konferenz hilft nicht nur der fachlichen Weiterentwicklung, sondern bringt auch “frischen Wind” in den Arbeitsalltag. Neue Kontakte knüpfen, die Komfortzone verlassen und einfach mal für einen oder mehrere Tage aus dem Alltagstrott ausbrechen - für viele ein großer Motivationsbooster!

  • Zielvereinbarungen und ein langfristig angelegter Entwicklungsplan

    Gerade für jüngere Mitarbeiter stellt sich oft die Frage “wo geht es hin?”. Hier sind klare Zielvereinbarungen enorm hilfreich, die bestenfalls sogar in einen Entwicklungsplan eingebettet werden können. Dieser hilft dabei, einen klaren Weg vor Augen zu haben, was nicht nur für eine effizientere Arbeitsweise, sondern auch für einen extra Motivationsschub sorgt. 

  • Konstruktives und ehrliches Feedback

    Wer seine Motivation aus der persönlichen Weiterbildung zieht, für den können regelmäßige Feedbackgespräche hilfreich sein. Wichtig hierbei ist, dass das Feedback individuell, konstruktiv, ehrlich und gleichzeitig so formuliert ist, dass es beim Feedback-Nehmer ankommt. 

3. Gesundheit & Work-Life-Balance

Während mancherorts die 42-Stunden-Woche diskutiert wird, zeigen Statistiken und Umfragen eigentlich vor allem eines: Work-Life-Balance wird für Arbeitnehmer zunehmend wichtiger. Für Arbeitgeber übrigens auch: Die Gesundheit der Mitarbeiter ist essentiell für deren Laune und Leistung und krankheitsbedingte Ausfälle stören nicht nur den reibungslosen Betriebsablauf, sondern schlagen auch finanziell zu Buche. 

Grund genug, die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu unterstützen, etwa durch: 

  • Sportangebote 

    Vom gemeinsamen Yogakurs bis hin zur bezahlten Fitnessstudio-Mitgliedschaft oder Fitness App: Sport ist einer der wichtigsten Faktoren zur Prävention. Wichtig dabei: Es sollte freiwillig sein! Nicht jeder fühlt sich wohl dabei,  gemeinsam mit dem Chef den herabschauenden Hund zu trainieren oder mit dem Team zum Beachvolleyball zu gehen. 

  • Gesundheits- und Ernährungsberatung

    Wie hoch sollte der Schreibtisch eingestellt sein? Sollte ich auf einem Sitzball wippen, einen Hocker oder einen Schreibtischstuhl mit Lehne bevorzugen? Ist Low-Carb oder vegan das richtige und wie funktioniert eigentlich Meal-Prep für’s Büro? Funktioniert Meditation und wie kann ich endlich besser schlafen?

    Beratungsangebote können helfen, offene Fragen zu klären und hilfreiche Tipps für den Alltag bereitstellen. Auch hier ist es wichtig, das Angebot freiwillig zu halten - noch viel wichtiger ist es in diesem Fall aber, das Angebot anonym und in einer vertrauensvollen Umgebung stattfinden zu lassen, gegebenenfalls sogar außerhalb der eigenen Betriebsstätte. 

  • Ausgleich, Mental-Health-Days und geregelte Arbeits- und Pausenzeiten

    Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Dennoch zeigt die Praxis, dass “so richtig abschalten” für viele Arbeitnehmer mittlerweile zur Seltenheit wird: Mails auf dem Handy, das Notebook im Home-Office dabei und “nur nochmal kurz reinschauen” klingt auf den ersten Blick nicht schlimm, kann aber langfristig zur ungesunden Gewohnheit werden. Unternehmen sollten deswegen auf geregelte Arbeits- und Pausenzeiten achten und Überstunden mit Freizeit ausgleichen. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann bei Bedarf Freizeit in Form von Physical- oder Mental-Health-Days anbieten. Wichtig: Sich die nötige Freizeit zu nehmen und zum Feierabend abzuschalten sollte nicht mit einem schlechten Gewissen verbunden werden!

4. Unternehmenskultur und Kommunikation

Die Kultur im Unternehmen ist ein entscheidender Faktor für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter. Klare und gelebte Werte, sowie ein starkes “Warum” können motivieren, das Zugehörigkeitsgefühl stärken und sich positiv auf einzelne Mitarbeiter und auf das gesamte Team auswirken. Doch wie sieht “gelebte Unternehmenskultur” aus? 

  • Transparente Kommunikation von Werten und Zielen

    Nur wenn Unternehmensziele klar definiert und kommuniziert sind, kann sichergestellt werden, dass alle am gleichen Strang ziehen und gemeinsam in die richtige Richtung gehen. Wer offen über die Unternehmensziele und den Weg dorthin spricht, schafft Transparenz und Vertrauen bei seinen Mitarbeitenden.

  • Konstruktive Fehlerkultur

    Unternehmenskultur ist vergleichsweise einfach, wenn alles gut läuft. Wenn Fehler passieren, ist das ganze schon etwas schwieriger - aber umso wichtiger! Niemand sollte Angst davor haben, einen Fehler zuzugeben. 

  • Social Responsibility & Nachhaltigkeit

    Eines ist klar: Sehr wahrscheinlich wird kein Unternehmen allein die Welt retten. Muss auch nicht sein. Wer sich dennoch Social-Responsibility- und Nachhaltigkeits-Themen annimmt, kann damit die Mitarbeiterbindung und das “Warum” seines Teams verstärken. Wichtig: Wer solche Werte definiert, sollte sie auch leben! 

5. Employer Branding und internes Marketing

Wie ein Unternehmen von innen und von außen wahrgenommen wird, ist nicht nur ein wichtiger Faktor für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter, sondern spielt auch bei der Bindung der bestehenden Mitarbeiter eine Rolle. Schließlich macht es mehr Spaß, in einem Unternehmen zu arbeiten, auf das man stolz sein kann.

Doch wie erarbeitet man sich einen guten Ruf als Unternehmen - intern und extern? 

  • Bewerbungs- und Einstellungsprozess

    Darüber, ob das Zeugnis aus der zehnten Klasse entscheidend für die Bewerbung mit Mitte 30 sind, lässt sich sicher genauso streiten wie darüber, wie mit Lücken im Lebenslauf umgegangen werden sollte, ob ein Anschreiben noch notwendig ist oder wie viele Gespräche es wirklich braucht. Wichtig ist es, den Prozess so einfach und transparent wie möglich zu gestalten und dem Gegenüber den notwendigen Respekt entgegenzubringen. Heißt: Pünktlichkeit, sowohl bei den Gesprächen, als auch bei Zu- oder Absagen (und ja, bitte absagen!) 

  • Ausführliches Onboarding und Willkommens-Paket

    Schon wie ein Mitarbeiter im Unternehmen willkommen geheißen wird, kann einen großen Unterschied für die weitere Zusammenarbeit machen. Neuen Mitarbeitern kann man zum Beispiel mit strukturierten Onboarding-Sessions, in denen sie das Unternehmen, ihr Team und ihren Arbeitsbereich kennenlernen, aber auch mit gemeinsamen Mittagspausen und einem kleinen Willkommensgeschenk eine Freude machen. P.S.: Ein “Warm Welcome” funktioniert auch Full-Remote :) 

  • Auftreten auf Social-Media und Vor-Ort-Events

    Facebook, Instagram, Tiktok, Snapchat, Linkedin, Xing, eigene Website, Job-Messen oder Karriere-Tage in Schulen und Universitäten: Unternehmen können auf verschiedenste Arten online und offline sichtbar werden. Ob nur einzelne Plattformen genutzt werden, ist dabei nicht so entscheidend wie der Inhalt auf den einzelnen Channels - der sollte zum Publikum der einzelnen Plattform passen, die Zielgruppe ansprechen, vor allem aber authentisch und ehrlich sein. 

6. Monetäre Vorteile und Benefits

Die klassische Gehaltserhöhung haben wir eingangs ja schon erwähnt. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Maßnahmen, die nicht monatlich zu Buche schlagen und trotzdem einen großen Effekt haben - vielleicht sogar einen größeren Effekt als eine Gehaltserhöhung. 

  • Mobilitäts-Zuschuss

    Firmenwagen, Fahrtkostenzuschuss, Monatsticket, Jobrad & Co: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Wichtig ist, dass das Angebot zur (örtlichen) Situation passt. Für Mitarbeiter, die eher ländlich wohnen und täglich längere Strecken zurücklegen müssen, bietet sich eventuell ein Firmenwagen an, während mitten in Hamburg oder Berlin das Jobrad oder das Monatsticket dankend angenommen werden.

  • Betriebliche Altersvorsorge

    Je nach Alter und Charakter kann eine betriebliche Altersvorsorge ein Angebot sein, dass von Angestellten gern angenommen wird. Wichtig hierbei ist eine ausführliche Beratung im Vorfeld, sodass Mitarbeiter wissen, welche Benefits sich für sie ergeben und an welche Bedingungen die Zahlung geknüpft ist.

  • Bonuszahlungen und Mitarbeitergeschenke

    Von Urlaubs- über Weihnachtsgeld bis hin zu Boni für erfolgreich abgeschlossene Projekte: Bonuszahlungen sind recht weit verbreitet. Eine andere - oft weniger teure - Art, seine Wertschätzung auszudrücken, ist ein Mitarbeitergeschenk. Damit das Geschenk so positiv ankommt, wie es gemeint ist, ist es wichtig, dass es individuell ist und zum Beschenkten passt. Eine persönliche Grußkarte verstärkt den Effekt um ein Vielfaches. 

Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sind die besten? 

Für mich persönlich sind die effektivsten Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung eine Du-Kultur auf Augenhöhe, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Wertschätzung für erbrachten Einsatz. Für eine Freundin dreht sich alles um das große “Warum” und den Unternehmens-Purpose. Ein anderer Freund freut sich jeden Tag auf die Arbeit,  weil die Dachterrasse und der Tischkicker im Büro die Mittagspause und manchmal auch den Feierabend versüßen.  

Man sieht: Welche Instrumente und Maßnahmen die besten sind und umgesetzt werden sollten, ist so individuell wie die Unternehmen und die einzelnen Teammitglieder selbst und lässt sich pauschal nur schwer beantworten. 

Dass es hier keine allgemeingültige Blaupause gibt ist aber kein Nachteil, im Gegenteil: Es eröffnet ein riesiges Feld an Möglichkeiten, individuell auf Einzelpersonen einzugehen und einfach mal nachzufragen, ob es statt dem wöchentlichen Obstkorb lieber eine Süßigkeiten-Schublade sein soll.

Selektive Mitarbeiterbindung: Unfair oder notwendig? 

Eines haben die Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung gemeinsam: Sie sind aufwendig und kosten Zeit oder Geld. Nicht zuletzt deswegen stellt sich Unternehmen oft die Frage, ob man allen Mitarbeitern die gleichen Maßnahmen zukommen lassen sollte.

Für die meisten Maßnahmen ist die Antwort auf diese Frage ganz klar “nein”. Im besten Fall sollten die Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung nämlich so individuell sein wie die Mitarbeiter selbst - so werden die Einzelpersonen nicht nur individuell passend gefördert, sondern auch der wertschätzende Effekt und damit die Zufriedenheit und die Motivation optimal gesteigert. 

Vorteile selektiver Mitarbeiterbindung

  • Individuelle Förderung

  • Motivationssteigerung bei Belohnung spezieller Leistungen

  • größere wahrgenommene Wertschätzung bei individuellen Geschenken

  • ggf. Kostenersparnis

Nachteile selektiver Mitarbeiterbindung

  • Gefühl von unfairer Behandlung bei den einzelnen Personen

  • Motivationsverlust, wenn “die anderen mehr bekommen”

  • Neid und schlechte Stimmung im Team

Die Lösung ist - wie so oft - auch hier Transparenz und Kommunikation. Wer ein klares Angebot bereitstellt und seinen Mitarbeitern einen Kanal für Feedback öffnet, das gehört und verstanden wird, der wird mit selektiven Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sehr wahrscheinlich einen großen positiven Effekt erzielen, High-Performer im Unternehmen halten, sein Team motivieren und junge Talente optimal fördern. 

Klingt gut, oder? Viel Erfolg dabei!

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